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Köln, das Ruhrgebiet & Bad Salzuflen - warum ich Stadtwechsel liebe

Aktualisiert: 26. Juli


Meine ersten 20 Lebensjahre verbrachte ich im Ruhrgebiet im schönen Hamm in Westfalen. Eine Stadt, die nicht nur für seine Nicht-Schönheit, sein Oberlandesgericht und seine Zugtrennungen im regionalen Star-Hauptbahnhof bekannt ist (Alle Züge aus der Umgebung fahren garantiert da durch) sondern wurde in einem alten SPIEGEL Artikel scharfzüngig als "Das Osten des Westens" betitelt. Als loyale und Heimat zugewandte Westfalenzunge komme auch nicht umher meinem Geburtsort eine gewisse Unperfektheit zuzuschreiben. Zu wenig zu erleben, zu wenig Großstadt, keine ausufernde Club-Szene, keine Welt-Konzerte und alles kulturelle fühlte sich irgendwie nach Kompromissen und gut gemeint an. Zumindest waren das die Glaubenssätze, die mich vor 25 Jahren durch die Jugend begleitet und meine Empfindungen für das Stadtbild geprägt haben.


Das Nest zu verlassen stand ab der Jugend fest. Und damit war nicht nur das Elternhaus, sondern auch meine Heimatstadt gemeint. Also stellte sich die Frage:


Ein Hammer
Stock-Foto für den Begriff "Hamm"

Wohin denn nu?


Dortmund, Minden, Ennepe, Koblenz, Hannover, Bielefeld... - Egal! Hauptsache über die Stadtgrenze auf zu neuen Ufern.


Für überall wo meine Jugend-Bubble und ich einen Plattenladen und Sprühdosen vermuteten, einen Flyer für eine Hip-Hop Jam hatten, oder eine mittelmäßige Diskothek von uns besucht werden wollte, hatten wir Zugtickets gelöst und uns auf den Weg gemacht. Einige Städte hatte ich so bereisen dürfen und meinen Favoriten gefunden. Ich packte also meine Plattenspieler & -sammlung, meinen uralten Radiowecker und meinen PC ein und nach Münster - in ein Altenheim.



Drei lachende Senior*innen

Die kleine L-förmige Einzimmerwohnung teilte ich mir mit einem anderen FSJtler, der wahninnig geschnarcht und laut Western-Soundtracks zum entspannen hörte. Doch eine Wohnung in der Fahrrad freundlichsten Stadt Deutschlands war mein einziges Kriterium für mein Freiwilliges Soziales Jahr. Auch wenn diese unter dem Dach einer Residenz für Senioren lag und ich dafür für 127,- EUR im Monat Vollzeit arbeiten musste (Kost & Logit waren inklusive zum Wohnplatz). Mit dem Umzug in die Studentenstadt erfüllte sich mir ein Traum und ich hatte eine wirklich gute Zeit dort.



Von Münster nach Pulheim


Viele Poetry Slams und eine 2 monatige Ausbildung zum Fotografen später (der Betrieb ging pleite) hat mich mein Studium nach Köln verschlagen. Gelebt habe ich im benachbarten Pulheim. Einem Ort, der mit einem hohen Altersdurchschnitt, dem Drehort für BARES FÜR RARES und dem besten Dürüm der Welt glänzen konnte. Parallel zu den zwei Jahren Kommunikationsdesign Studium und einem Jahr Schauspielschule, arbeitete ich Nebenberuflich in der Pflege. Und ich muss ehrlich sein; niemals hätte ich angenommen insgesamt 14 Jahre lang in diesem Beruf zu arbeiten. Habe ich aber :)


Ich habe Köln, das Rheinland und die Mentalität der Jecken & Muuzepuckel wirklich lieben gelernt und ich träume mich gerne immer noch mit Pappnas und Blick auf den Dom an den Rhein zurück. Doch das Leben wollte weiter ziehen und so stand ein weiterer Umzug und damit verbundener Städtewechsel auf dem Plan.



Die Quadratur des Kreis-Soest


Von Köln ging es in das Venedig Westfalens: Lippstadt. Zurück in die Nähe der Familie und alter Freunde.


Beruflich blieb ich in der Pflege für Menschen mit Behinderung hängen und arbeitete dort 8 Jahre in Lipperode (erinnert mich bitte daran Jörn mal wieder zu schreiben).


Die Stadt passte gut zu mir und meinem damaligen Lebensentwurf: Beschaulich, friedlich, unaufgeregt, lieb und alles was man braucht in der Nähe. Es waren gute Jahre für mein Umfeld und mich und der Abschied fiel uns allen nicht leicht. Aber das Leben, ich sag´s Euch, das ist schon manchmal wild in seinen Entscheidungen. Und so kam es zu meinem bisher letzten Städtewechsel nach Bad Salzuflen.


Bad Salzuflen


Jetzt lebe ich seit knapp 3 Jahren in Ostwestfalen im Kreis Lippe.

Die Nachbarorte Schötmar, Vlotho, Volmerdingsen & Wüsten klingen für mich zwar nach wie vor wie ausgedacht, doch auch wenn der Start für hier einige Steine in den Weg für mich bereit gelegt hatte, lebe ich nun wirklich gern hier. Der überschaubare Kurort, mit seinen immer schlendernden Senioren, märchenhaften Fachwerkhäusern und den Salinen direkt vor meiner Haustür, ist schon ein zauberhaftes Örtchen. Und dank dem Teutoburger Wald habe ich meine Lust an der Natur wieder wecken können.



Eine Saline mit dem Schriftzug: Bad Salzuflen Thermalbad

Der nächste Umzug


Warum sollte ich also nicht einfach hier bleiben? Ankommen, aufbauen & ausruhen? Jede Taube beim Vornamen kennenlernen, per Du mit dem Bürgermeister werden und mich als Salzufler identifizieren? Ist doch schön hier.


Ich kenne mich und mein Leben nur zu gut und ich weiß, dass ich früher oder später weiter ziehen werde. Ob das in 3, 7 oder11 Jahren passieren wird, kann ich absolut nicht sagen. Und ob ich dafür Nordrheinwestfalen verlassen werde und es einer meiner jetzigen Kandidaten wird - München oder Hamburg - steht total in den Sternen. Vermutlich wird es ein Ort werden, an den ich jetzt überhaupt nicht denke und was mir das Leben einfach kommentarlos unter der Tür herein schieben wird.


Ich mag den Neuanfang den ein Stadtwechel mit sich bringt. Alles wird resettet und es zählt nur wer du bist und was du kannst. Neue Mentalitäten kennenlernen, die Dynamiken des Ortes verstehen und meinen eigenen Platz darin finden und gestalten. Das hat mich menschlich immer weiter wachsen lassen. Und wenn ich zurück nach Hamm komme und es sich so anfühlt, als hätte sich die Erde dort kaum weiter gedreht, fühle ich mich wie ein kleiner Weltenbummler, der exotisches mit nach Hause bringt. Ja, exotisch waren meine bisherigen Wohnorte durchaus nicht - NRW habe ich nie verlassen. Doch für mich als Kleinstädter fühlt es sich so an, als hätte ich die halbe Welt bereist. Zumindest eine ganz kleine.



Beste Grüße

Marius










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